Renate Koci aus Jonsdorf sitzt im Rollstuhl. In ihre Wohnung im Obergeschoss gelangt sie nur mit einem Aufzug. Am Freitagabend bleibt der plötzlich stecken. Renate Koci möchte sich bei den Kameraden der Jonsdorfer Feuerwehr bedanken. Sie hatten die Rentnerin am Freitagabend aus einem steckengebliebenen Aufzug befreit. An ihren 83. Geburtstag am vergangenen Freitag wird sich Renate Koci wohl noch lange erinnern. Nicht nur, weil die kleine Geburtstagsfeier im Kreise der Familie so schön und das Essen im "Weißen Stein" so gut war, sondern vor allem ´wegen der großen Aufregung danach: "Das vergesse ich mein Leben nicht", sagt die Jonsdorferin, die inzwischen wieder froh und glücklich oben in ihrem Wohnzimmer sitzt. Aber der Reihe nach. Zum Geburtstag hatte Renate Koci ihre Familie zum Abendessen in die Gaststätte "Weißer Stein" eingeladen - nicht weit entfernt von ihrem Wohnhaus und dem kleinen Elektromaschinen-Familienbetrieb, den Tochter Silke jetzt schon in dritter Generation führt. Für den Betrieb hatte die Familie Anfang der 1990er Jahre einen Lastenaufzug einbauen lassen. Der ist mittlerweile auch ein Glück für Renate Koci, die im Rollstuhl sitzt und dank des Fahrstuhls trotzdem weiter in ihrer Wohnung im Obergeschoss leben kann. Zuverlässig bringt der Aufzug also nicht nur Arbeitsmaterial, sondern auch die Rentnerin rauf und runter. Doch an diesem Freitagabend versagt die Zuverlässigkeit. "Meine beiden Töchter und ich waren im Fahrstuhl", erzählt Renate Koci: "Wir haben den Schalter gedrückt und los ging's - wie immer. Aber plötzlich gab es einen lauten Knall." Der Fahrstuhl bleibt mit einem Ruck stecken - genau zwischen zwei Etagen. Wie sich später herausstellt, ist die Hydraulikleitung geplatzt. Zum Glück ist Renate Kocis Enkeltochter nicht mit eingestiegen, sondern die Treppe gelaufen. "Wenn sie auch im Fahrstuhl gewesen wäre, hätten wir da drinnen wahrscheinlich das Wochenende verbracht", vermutet die Rentnerin. Denn im Aufzug gibt es weder Handyempfang, noch hätten sich die drei Frauen mit Rufen bemerkbar machen können. So aber kann die Enkelin ihren Bruder und ihren Vater zu Hilfe holen. Doch auch die beiden Männer können nichts ausrichten. "Sie haben die Notdienst-Nummer vom Fahrstuhlhersteller angerufen, aber da kam nur die Bandansage: Zurzeit ist kein Mitarbeiter erreichbar" erzählt Renate Koci weiter. Da blieb also nur die Feuerwehr. "Die Kameraden waren auch schon nach wenigen Minuten da", sagt die Rentnerin. Und auch das ist wieder Glück: Die Jonsdorfer Kameraden hatten an diesem Abend gerade Ausbildung im Retten von Personen aus der Höhe. "Da war der Einsatz für uns gerade der passende Praxistest"', sagt Wehrleiter Uwe Stephan im Nachhinein schmunzelnd. Und so ging auch alles ganz schnell: Die ältere Tochter können die Kameraden über eine Leiter befreien - aber nicht Renate Koci im Rollstuhl und auch nicht ihre jüngere Tochter Silke, die wegen Hüftproblemen gerade an zwei Krücken geht. Aber die Tür des Fahrstuhls, der gerade zwischen zwei Etagen steckt, lässt sich öffnen. Zwei Kameraden kriechen also über den schmalen Spalt von der unteren Etage aus ins Innere des Lifts, von außen schieben zwei Kameraden ein Rettungsbord in den Schacht. Darauf wird zuerst die Mutter, dann die Tochter liegend aus dem Aufzug geschoben. Zusammengeklappt passt auch der Rollstuhl durch den Spalt. "Drei Feuerwehrmänner haben mich dann auch noch die Treppe zu meiner Wohnung hochgetragen", erzählt die Seniorin. "War ich froh!" Sie und ihre Familie möchten sich bei den Jonsdorfer Feuerwehrmännern für ihren Einsatz ganz herzlich bedanken. Der Aufzug ist inzwischen repariert. Renate Koci ist auch schon wieder damit gefahren. "Das mache ich jetzt aber nur noch, wenn außer mir noch jemand im Haus ist", ist die Rentnerin sich sicher.
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